Weine der Langhe
Bis vor ein paar Jahrzehnten fand man beim Anstieg zu den Hügeln von La Morra oder Monforte noch Schilder mit der Aufschrift „Zona depressa“, was so viel heißt wie „wirtschaftlich schwaches Gebiet“. Ein Land, dass so arm war, dass den jungen Leuten nichts anderes übrigblieb als in den Bus zu steigen und nach Alba zu fahren, um dort als Arbeiter zu arbeiten, oder nach Turin zu gehen, um bei Fiat ihr Glück zu versuchen. Es waren Zeiten des Verderbens, die von Beppe Fenoglio in seinem Buch „La Malora“ (Das Unglück) beschrieben wurden. Schon damals stellte der Weinberg ein wichtiges Einkommen dar: Die Winzer verkauften die Trauben hauptsächlich an die wenigen Weinbereitungskellereien oder an Privatleute der Täler von Cuneo, die sich ihren Wein selber zu Hause machten. Die große Revolution, das Wunder der Langhe, fand in den 80er Jahren statt, als eine radikale Umgestaltung in der Agrarstruktur stattfand: Viele jener Bauernfamilien, die ihre Trauben an die großen Weinkeller abgaben, beschlossen ihren eigenen Wein zu bereiten. Es war das Glück dieses Gebietes, das sich heute durch die Produktion einheimischer Weine aus antiken Weinreben auszeichnet, mit ein paar Innovationen und der Wiederentdeckung einiger längst vergessenen Rebsorten.




Der Barolo
Der Wein der Könige, der König der Weine: Ein aristokratischer trockener Rotwein, langlebig und aus Nebbiolo-Trauben gekeltert. Der Barolo DOCG wird in elf Gemeinden, die sich alle in der Region Langhe befinden, produziert: Barolo, La Morra, Monforte, Serralunga, Castiglione Falletto, Grinzano Cavour, Novello, Verduno, Roddi, Diano und Cherasco. Im Verlauf der Jahre tendiert das eher fruchtige Aroma zu würzig bis hin zu Lakritz, während die Farbe von Granatrot zu Rubinrot und Orange wechselt. Ideal zu üppigen Gerichten mit rotem Fleisch und gereiften, zarten Käsesorten.
Der Barbaresco
Barbaresco, Neive, Treiso und Alba (nur in der Ortschaft San Rocco Seno d'Elvio): Das ist das Produktionsgebiet des Barbaresco DOCG, der rein aus der Rebsorte Nebbiolo gewonnen wird. Es handelt sich um einen sehr eleganten, ausgewogenen und harmonischen Rotwein, bei dem die Fruchtigkeit der ersten Jahre in einen würzigeren und mineralischen Geschmack der langlebigeren Jahrgänge übergeht. Seine brillante rubinrote Farbe verblasst mit der Zeit in ein Orangenrot. Er passt gut zu gebratenen oder gebackenen Fleischgerichten, Schmorgerichten und Wildgeflügel. Optimal auch zu mittelreifen Käsesorten.
Der Pelaverga
Der Verduno Pelaverga ist eine Nischenproduktion. Ein aphrodisierender Wein, gut zu trinken, mit würzigen Noten von weißem Pfeffer. Er stammt von der kleinen Pelaverga-Rebe ab und wird fast ausschließlich in der Gemeinde Verduno produziert. Rubinrote Farbe, mit kirsch- oder violetten Reflexen, trocken, duftend und fruchtig, mit einem guten Gleichgewicht zwischen Säure und Tannin. Schlank und geschmeidig im Körper, ist er für alle Stunden des Tages geeignet.
Der Nascetta
Nascetta ist eine alte Rebsorte, die seit jeher in Novello angebaut wird und erst seit kurzem eine neue Verbreitung gefunden hat. Im neunzehnten Jahrhundert als süßer Wein vinifiziert, wird er nun in der trockenen Version aufgewertet. In der Farbe stroh- bis goldgelb, duftet er nach wilden Blumen und aromatischen Kräutern, mit Zitrus- und Honignoten. Elegante Struktur, mit reifer und komplexer Frucht, passt er gut zu Gemüse- und Fischvorspeisen, delikaten Risotti, frischen und mittelreifen Käsesorten.
Der Moscato
Asti DOCG in der Schaumwein-Version, und Moscato d'Asti DOCG sind die Weine der feierlichen Anlässe. Letzterer erinnert eher an die Ursprungsrebe, den Moscato Bianco, mit seinen saftigen und goldenen Trauben, die ihr intensives Aroma in den süßen und lebendigen Wein einfließen lassen. Der Schaumwein ist das Ergebnis einer anderen Weinbereitung. Die Perlung ist intensiver. Der ideale Wein für ein Prosit am Ende einer Mahlzeit. Die Süße beider Weine, mit Aromen von weißen Feldblumen, Linde und Akazienhonig, macht sie zu perfekten Begleitern von Löffeldesserts und Hefegebäck.
Der Roero
Zusammen mit dem Barolo und Barbaresco ist dies der dritte „edle“ Rotwein auf Nebbiolo-Basis, den das Gebiet bietet. Die Produktion ist 19 Gemeinden am linken Ufer des Tanaro vorbehalten, deren Hügel dem Wein seinen Namen geben: Roero DOCG. Bei der Zusammensetzung des Roero können auch Trauben aus nicht aromatischen roten Trauben verwendet werden und zwar bis zu maximal 5%, auch wenn der Wein in fast allen Fällen in seiner Reinheit vinifiziert wird. Er eignet sich ausgezeichnet zu gedünstetem und gekochtem Fleisch, kann aber auch zu gebratenem Fleisch serviert werden, hauptsächlich zu rotem Fleisch.
Der Nebbiolo
Wenn sich die ersten Nebelschleier, die dem Wein den Namen geben, auf den Hügeln absetzen, dann ist die Zeit der Lese des Nebbiolo‘s gekommen, eine robuste Rebe mit schwarzen Trauben. Der Wein hat eine rubinrote, leicht schimmernde Farbe und ein anhaltendes und blumiges Bouquet. Am Gaumen ist er trocken, mit einem leichten Gehalt an Tannin. Der junge Wein ist dank seiner guten sauren Komponente frisch und aristokratisch, während er im reiferen Alter eher trocken wird. Eine optimale Begleitung zu rotem Fleisch und mittelreifen, aber niemals pikanten Hartkäsesorten.
Der Dolcetto
Je nach Ursprungsgebiet gibt es verschiedene Sorten: Dolcetto d’Alba, Dolcetto di Diano d’Alba, Dolcetto di Dogliani, Dolcetto di Dogliani Superiore und Dolcetto delle Langhe Tortonesi. Die schwarzen Trauben sind früh reif und von süßlichem Geschmack. Der Wein hingegen ist trocken, rubinrot mit violettfarbenen Reflexen, das Bouquet ist fruchtig, geprägt von Kirschen und roten Johannisbeeren mit einem angenehmen Mandelgeschmack im Abgang. Er ist zu jeder Mahlzeit geeignet, jedoch perfekt zu Vitello Tonnato, dem Käse Toma di Murazzano und zu weißen Fleischsorten. Jung zu genießen.
Der Barbera
Der Barbera d’Alba ist ein traditioneller Wein, der auf keinem Tisch der Landwirte fehlen darf. Er wird aus der roten Rebsorte Barbera produziert, die im Piemont am meisten verbreitet ist. Bei mittlerer bis später Reifung entsteht ein reiner und robuster Wein mit kräftiger Säure, der oft durch eine Reifung in Holzfässern gemildert wird. Die rubinrote Farbe tendiert mit den Jahren zu einem Granatrot und das Bouquet ist weinig, angenehm blumig und intensiv fruchtig; später entstehen Noten von Lakritze und Tabak. Optimal zu warmen Vorspeisen, Nudelgerichten und fetthaltigen, cremigen Käsesorten.
Der Alta Langa Piemont
Weiß, Rosé oder Rot, in der ersten Version gibt er sein Bestes: Der Spumante (Schaumwein) „Alta Langa“ wird aus der Pinot Nero- und Chardonnay-Traube gewonnen, zwei internationale Rebsorten die sich gut auf den Hügeln der Langhe akklimatisiert haben. Nach Ablauf der Mindestreifezeit von 30 Monaten, durch leichtes Rütteln der Schaumweinflaschen (Remuage) und Degorgieren (Degorgement) entsteht ein klarer, trockener Perlwein, mit einem angenehm fruchtigen Bouquet und Nuancen von Hefe und Brotkrusten. Ausgezeichnet als Aperitif.
Der Arneis
Ursprünglich aus Roero, entsteht aus der Rebsorte Arneis der Langhe Arneis, ein Wein mit anhaltendem und blumigen Bouquet, sowie Nuancen von gelber Iris und Kamille. Ein eleganter Wein mit knackiger Säure, einem ausgewogenen Körper und langem Abgang. Hervorragend zu Gemüseaufläufen mit Käsecremen, zu Risottos, Süßwasserfischen und weißen Fleischsorten.
Der Alba DOC
Das ist der klassische „taglio all’albese´“. Ein Verschnitt verschiedener Weine mit wichtiger Struktur. Sein optimales Aroma erhält er nach mindestens zwei Jahren Reifung und es ist der jüngste Wein unter den Ursprungsbezeichnungen der Langhe und Roero. Seine Basis bildet der Nebbiolo (mindestens 70%), mit mindestens 15% Barbera und einem Höchstanteil von 5% an anderen roten Trauben des Gebiets. Er wird als Begleitung zu Hauptgängen (Secondi) wie geschmortem Fleisch, Rinderbraten und zu Wild empfohlen.
Der Favorita
Weiße Rebsorte von Roero, die es im Laufe der Jahrhunderte geschafft hat, eine der beliebtesten Rebsorten der Landwirte von Roero zu werden, eben die „uva favorita“. Sie hat eine stroh-gelbe Farbe, mit zartem Bouquet, trocken am Gaumen und mit leicht bitteren Nachgeschmack. Der Favorita passt hervorragend zu den Appetizern, aber ist noch besser als Begleitung zu frittierten Gerichten, Schalentieren, gekochtem Fisch und zu leichten Vorspeisen.